Bordeaux mal wieder

Am Mittwoch sind wir mal wieder nach Bordeaux gefahren, weil wir Bretter für die Türen von unserem zukünftigen Einbauschrank im Schlafzimmer brauchen, die es so in keinem Baumarkt hier in der Nähe gibt, sondern nur bei Leroy Merlin – und den gibt es nur in Bordeaux.
Glücklicherweise lief unser Auto wieder, zwei Tage vorher hatte nämlich die Batterie ihren Geist aufgegeben. Es war ein paar Nächte knackig kalt gewesen, und das Einschalten der Standheizung hat der Batterie dann wohl den Rest gegeben. Leo ist daraufhin mit dem Fahrrad die 12 Kilometer nach Lesparre gefahren, um ein Batterieladegerät zu kaufen. Nachdem die Batterie dann ab mittags bis zum nächsten Morgen am Ladegerät gehangen hatte, funktionierte sie wieder. Ohne Auto ist man hier auf dem Land ja aufgeschmissen. Es fahren zwar auch Busse, aber nur sehr sporadisch.
Ein Gutes hatte der Batterieausfall: Unser Autoradio hat irgendwann Anfang des Jahres aufgehört, zu funktionieren. Im Display war zwar die Uhrzeit und Temperaturanzeige zu sehen, merkwürdigerweise auch, wenn die Zündung nicht eingeschaltet war – vorher sah man Uhrzeit und Temperatur nur bei eingeschalteter Zündung. Nach dem Laden der Batterie stand dann plötzlich im Display «CODE», also das Radio wartete auf eine Eingabe des Codes. Den wir natürlich nicht kannten, denn vorher hatte die Batterie noch nie versagt, und wir waren nie in die Verlegenheit gekommen, den Code einzugeben. Auf der Fahrt nach Bordeaux hatte ich auf dem Beifahrersitz Zeit, mich auf die Suche nach dem verlorenen Code zu machen. Zunächst habe ich es mit «0000» versucht, netter Versuch, der aber nichts brachte. Auch «1234» nicht. Also habe ich die dicke Mappe, die wir beim Kauf des Trafics bekommen hatten, nach einer vierstelligen Zahlenkombination durchforstet. Kurz vor Listrac wurde ich dann fündig. Hinten in einer Anleitung standen handschriftlich zwei vierstellige Nummern. Die erste funktionierte nicht, bei der zweiten sagte das Radio «Bingo», bzw. ich sagte das, denn das Radio funktionierte wieder :m-yahoo:. Der Einkauf bei Leroy Merlin ging fix. Direkt nebenan ist IKEA, und da unsere leckere Lachspaste, die es bei IKEA gibt, schon lange alle ist, sind wir auch noch mal quer durch IKEA gestiefelt – und haben natürlich nicht nur die Lachspaste, sondern noch ein paar andere Sachen dort gekauft. IKEA ist immer sehr gefährlich, dort kommen wir selten raus, ohne irgendwas mitzunehmen, und das obwohl der Laden in Bordeaux seit über einem Jahr Baustelle und ziemlich chaotisch ist. Anschließend sind wir noch weitergefahren zum Brico-Depot-Baumarkt, der in einer ganz anderen Ecke von Bordeaux ist, haben auch dort alles bekommen, was wir wollten, und sind dann quer durch die Stadt gefahren zum:

… Weihnachtsmarkt. Viele kleine Stände, ganz nett, aber auch ziemlich teuer. Ein elsässischer Stand hatte Fleischwurst (die es hier sonst nicht gibt) im Angebot, das Kilo zu 25 € :m-shock: Das angeschnittene Ende der Wurst sah aus, als ob es vor drei Tagen angeschnitten worden wäre.

Außerdem gab es dort Tannenbäume zu kaufen, allerdings wahnsinnig teuer. Eine Nordmanntanne kostete dort ab 58 € aufwärts, andere Bäume lagen bei knapp 100 €. Und ein paar Esel, Schafe und Ziegen zum Streicheln gab es auch. Wir haben sie nicht gestreichelt, aber ich habe mich unvorsichtigerweise an den Zaun des Stalles gelehnt, der daraufhin beinahe umgefallen wäre, so dass ich fast als Eselsfutter mein Leben ausgehaucht hätte.

In der Innenstadt war es ziemlich wuselig. Wir sind leider nicht in den Genuss der Weihnachtsbeleuchtung gekommen, auch um 17 Uhr, als wir wieder gefahren sind, war es noch so hell, dass die Beleuchtung noch nicht eingeschaltet war.

Bordeaux gefällt mir sehr gut, wir werden irgendwann mal mit viel Zeit dahin fahren und uns mehr anschauen, als wir bisher gesehen haben. Die Stadt erinnert von der Architektur her sehr an Paris, nur ist alles etwas kleiner – aber ich glaube, das habe ich hier schon irgendwann mal geschrieben.

Bei meinem Besuch bei der Zahnärztin letzten Samstag ist übrigens rausgekommen, dass sich irgendwo an dem schmerzenden Zahn ein Abszeß gebildet hat, gegen den ich nun eine Woche lang ein Antibiotikum genommen habe. Die Zahnärztin war, nachdem sie ein Röntgenbild gemacht hatte, sehr verwundert, dass dieser Zahn noch «lebendig» war, und sie sagte, dass es in Frankreich völlig unüblich ist, lebendige Zähne zu überkronen. Hier werden Zähne erst überkront, wenn sie tot sind. Nächsten Dienstag darf ich wieder in ihre Praxis kommen, da wird sie dann die Krone entfernen und die Wurzel behandeln. Sie meinte, die Krone könne sie hinterher wieder aufsetzen – also nicht sie, sondern sie könne die Krone dem Zahn wieder aufsetzen, was mich sehr verwundert hat, weil mir mal ein Zahnarzt in Frankfurt gesagt hat, dass die Überkronungen kaputt gehen, wenn sie entfernt werden. Also ich bin gespannt, und freue mich schon ganz fürchterlich auf nächsten Dienstag :m-sad:

Fortschritte

Jetzt gibt es Fotos von unseren Fortschritten beim Schlafzimmerausbau.
Nachdem die Dachdämmung fertig war, kam zunächst die Wand zwischen Schornstein und der Ecke hinten links dran. Über dem Fenster ist ein Balken, der weiter in den Raum hervorsteht als das Fenster, deswegen geht die Wandkonstruktion über dem Fenster schräg nach oben.

Das nächste war die Verkleidung des Holzbalkens, der oben längs durch den Raum geht und den wir nicht offen lassen wollen, weil er nicht mehr sehr gut erhalten ist und weil er sehr nah an der Wand verläuft, weswegen es schwierig gewesen wäre, einen gescheiten Abschluss zwischen Wand und Balken hinzukriegen. Für die Verkleidung hat Leo Halter aus Holz zurechtgeschnitten, was ziemlich aufwändig war, da die Dachbalken, an denen die Halter oben an der Decke befestigt werden, nicht alle die gleiche Höhe haben, und die Halter somit alle unterschiedlich lang waren. Außerdem hat er in jeden Halter Rillen gefräst, die in die Halterungsschienen in der Wand passen.

So sah es aus, als alle Halterungen angebracht waren.

Hier hingen die ersten zwei Gipskartonplatten, die den Balken unten verkleiden …

… und hier die ersten zwei, die ihn seitlich verkleiden.

Nachdem der Dachbalken komplett mit Gipskartonplatten eingepackt war, ging es an die Stirnseite des Raums. An der Wand verlaufen Heizungsrohre, und dort soll das Kopfende unseres Betts stehen. Wir finden es ganz sinnvoll, hinter dem Bett eine Ablagefläche zu haben, deshalb haben wir die Wand dort nicht in kompletter Höhe mit einer Ständerkonstruktion verkleidet, sondern einen Podest gebaut, der etwas höher ist als unser Bett. Darüber wurden die Gipskartonplatten direkt an die Wand geklebt.

Da auch an der rechten Wand noch einen knappen Meter lang Heizungsrohre verlaufen, geht das Podest über Eck, wie hier zu sehen. Und die Wandverkleidung mit Gipskartonplatten an der rechten Wand schreitet voran, wie ebenfalls zu sehen. An dieser Wand sind alle Platten direkt mit Gipsbatzen an die Wand geklebt, denn der Raum ist relativ schmal, und eine Ständerkonstruktion für die Gipskartonplatten hätte wertvolle Zentimeter verschenkt.

Hier ist die Wandverkleidung fertig, und Leo schließt (unter lautem Geschimpfe) die Steckdosen und die Antennensteckdose an. Und der kleine schwarze Baustellenkater ist auch dabei.

Anschließend der Test: Sowohl die Steckdosen, als auch der Antennenanschluss funktionieren. – Kurz nebenbei bemerkt: Im Fernsehen gab es heute Derrick, in französischer Synchronisation, das war einfach nur :m-lol:

Dies ist der momentane Stand: Die Platten sind alle verspachtelt, das Fenster habe ich im Laufe der Woche gestrichen (ein letzter Streich-Durchgang wird noch nach dem Tapezieren erfolgen), und die Gipskartonplatten vor den Heizungsrohren sind noch nicht angebracht, weil wir vorher noch das Holzbrett, das auf dem Podest liegen wird, von unten anschrauben müssen. Wir finden, es sieht schon richtig gut aus, und sind sehr zufrieden mit uns.

Und irgendwas anderes ist ja auch immer. Die Nachbarn mussten wegen einer Familienangelegenheit für ein paar Tage nach Paris und hatten gefragt, ob wir uns um ihr Geflügel und ihre Katzen kümmern könnten. Na klar, dafür sind Nachbarn ja da. Die Geflügelversorgung, die Leo übernommen hatte, dauerte immer ganz schön lange, da der Nachbar jede Menge Ställe mit jeder Menge Geflügel hat.

Die Katzenversorgung ging dagegen relativ fix. Die Nachbarn haben drei ausgewachsene Katzen und eine Minikatze namens Lulu, die ihnen von einer der wilden Katzen, die hier herumrennen, auf die Fensterbank gelegt worden war, und die sie mit der Flasche aufgezogen haben. Inzwischen ist sie schätzungsweise acht Wochen alt und total süß. Die großen Katzen lassen sich sehr viel von ihr gefallen, das ist so schön anzuschauen :smile: Wenn ich dann dagegen Brüno sehe, der momentan ständig wie Zerberus vor der Katzenklappe liegt und Jacques weder rein noch raus lässt, ist er das genaue Gegenteil.

Hier ein Foto zum Größenvergleich der Katzen – Lulu ist wirklich noch winzig.

Von dem Lieferanten, bei dem wir immer Katzenfutter bestellen, haben wir als Geschenk einen Katzen-Adventskalender bekommen. Das ist ja schon ziemlich bescheuert, oder? Brauchen Katzen einen Adventskalender? Ich denke, nein. Wenn ich sie frage, welches Türchen ich denn nun aufmachen soll, können sie sich ja noch nicht mal einigen, und zeigen immer auf die falschen Zahlen :m-roll:

Morgen früh steht mir was unangenehmes bevor, nämlich ein Besuch bei der Zahnärztin. Ich hatte ein paar Tage lang ganz fürchterliche Zahnschmerzen und habe nun für morgen einen Termin bekommen. Mittlerweile geht es mir einigermaßen, dank Schmerztabletten – aber ich mag gar nicht an morgen denken. Ich hasse Zahnarztbesuche.

Merkwürdiges und Werbung

Wir haben eine Leidenschaft für diese kleinen Solarlaternchen, die man draußen einfach in die Erde stecken kann, und die, wenn die Akkus vom Tageslicht gut aufgeladen wurden, dann fast die ganze Nacht lang leuchten. Wir haben mittlerweile jede Menge davon im Garten stehen, manchmal befürchte ich schon, dass das fälschlicherweise von einem Flugzeug als Landebahn angesehen wird :smile:. Kürzlich waren wir in irgendeinem Baumarkt, wo wir diese Lämpchen zu einem sehr günstigen Preis gesehen haben, daher mussten wir natürlich welche mitnehmen. Zuhause fanden wir dann einen Zettel in der Packung, der uns etwas stutzig gemacht hat:

Da steht unter anderem, dass man die Lampen vor der ersten Benutzung 24 bis 36 Stunden dem direkten Sonnenlicht aussetzen soll. Hmmmm…. :m-huh:

Und nun die Werbung:
Vom 26.11.2012 bis zum 06.12.2012 findet auf dem Online-Marktplatz DaWanda ein “Weihnachts-Special” statt – und mein Shop ist dabei. (Einfach auf’s Bild klicken, um dorthin zu kommen.)

Wie funktioniert’s? Bei DaWanda gibt es mehrere Hauptkategorien, z.B. Mode, Taschen, Schmuck etc. An jedem Tag des “Weihnachts-Specials” werden morgens zwei bis drei dieser Hauptkategorien bekanntgegeben, in denen alle teilnehmenden Shops 12 % Rabatt gewähren. Das heißt: An allen den Tagen, an denen die Hauptkategorie “Schmuck” auserwählt ist, gibt es bei mir 12 % Ermäßigung – auf alle Artikel! Ihr Kinderlein kommet!

Zwischenfälle

Immer passiert irgendwas, was nicht geplant ist. Zum Beispiel vorgestern abend, da merkte ich plötzlich beim Essen, dass sich etwas in meinem Mund bewegte, was sich eigentlich nicht bewegen sollte. Nämlich eine Brücke, die sich von den Zähnen gelöst hatte. Wer mich kennt, weiß, dass ich beim Thema Zähne und Zahnarzt etwas panisch werde, daher war ich gestern und heute praktisch nicht zurechnungsfähig. Gestern mittag habe ich dann die Zahnärztin hier im Ort telefonisch erreicht, und sie hat mir für heute mittag einen Termin gegeben. Ihre Praxis liegt wie die der hiesigen Allgemeinmedizinerin mitten im Dorf, und ebenso wie bei dieser gibt es auch bei der Zahnärztin keine Anmeldung oder Arzthelferin, sondern man kommt rein, setzt sich ins Wartezimmer und wartet, was wohl passiert. Es passierte folgendes: Wir hatten noch nicht lange im Wartezimmer gesessen, da kam eine Patientin aus dem Behandlungszimmer und verließ die Praxis, kurz darauf kam die Zahnärztin ins Wartezimmer und begrüßte uns. Das Behandlungszimmer ist ein sehr großer, heller und modern eingerichteter Raum, in dem sowohl der Schreibtisch der Ärztin steht, als auch der Behandlungsstuhl und ein Röntgengerät an der Wand. Durch die große Fensterfront kann man in den Garten schauen – von der Straßenfront aus hätte ich solch einen Ausblick gar nicht vermutet. Mein Besuch dort war glücklicherweise überhaupt keine große Sache, die Brücke ließ sich einfach wieder ankleben, ich musste nur noch bezahlen, und wir konnten wieder gehen. Das ist ja übrigens eine ganz neue Erfahrung hier in Frankreich: bei allen Ärzten hängen in den Wartezimmern oder im Eingang Preislisten, gezahlt wird gleich nach der Behandlung in cash oder per Kreditkarte, und wenn man versichert ist und eine «Carte Vitale», eine Versichertenkarte hat, bekommt man nach kurzer Zeit ca. 70 Prozent der Kosten von der Krankenversicherung zurück. Die meisten Leute hier haben auch noch eine «Mutuelle», eine Zusatzversicherung, die ersetzt dann den Rest der Kosten. Ich war jedenfalls heilfroh, dass das so glimpflich abging, ich hatte mir schon diverse Schreckensszenarien ausgemalt.

Außerdem waren wir in den letzten Tagen damit beschäftigt, den Bauarbeiten schräg gegenüber von unserem Haus zuzusehen (da wird ein neues Haus gebaut). Vom Balkon aus konnten wir beobachten, wie zunächst Styroporplatten im Fundament verlegt wurden, und am nächsten Tag wieder rausgerissen und anschließend jede Menge Rohre verlegt wurden – anschließend kamen neue Styroporplatten rein :m-scratch: . Da war wohl ein Arbeitsschritt irgendwie vergessen worden. Dieses Foto hier zeigt einen Betonmischer, der vorgestern morgen da war und von seinem Fahrer so blöd hin- und herrangiert wurde, dass er irgendwann völlig festgefahren war und von einem anderen Lastwagen rausgezogen werden musste. Selbst beim Rausziehen stellte sich der Fahrer des festgefahrenen LKW noch sehr dämlich an und lenkte ständig in die entgegengesetzte Richtung, worüber die Bauarbeiter auf der Baustelle lauthals lamentierten.

Anschließend kam ein anderer Betonmischer, der so ein ausfahrbares Teil oben auf dem Wagen hatte, was uns in große Angst um unsere Telefonleitung versetzt hat, denn die berührte er ständig, bis dann ein Typ mit einem Besen kam, der unsere Leitung mit diesem Besen hochhielt, so dass sie keinen Schaden nehmen konnte. Gottseidank, sonst säßen wir jetzt vermutlich wieder mal drei Wochen ohne Telefon und Internet da.

Die Garage musste dringendst mal aufgeräumt werden, was Leo heute und gestern gemacht hat, damit z.B. auf der Werkbank (das Teil mit den roten Beinen) notwendige Säge- und Fräsarbeiten durchgeführt werden können.

Wie vor ein paar Tagen berichtet, wollten wir ja Schilder anbringen, die irgendwelche Jäger oder sonstige Leute davon abhalten sollen, bei uns über die Wiesen zu latschen. Die Schilder haben wir nun besorgt, und Leo hat sie heute angebracht. Hier schreitet er zur Tat, was ich vom Schlafzimmerfenster aus, wo ich gerade Gipskartonplatten verspachtelt habe, eben noch rechtzeitig gesehen habe und so ein Foto machen konnte, wie er mit den Schildern losgestiefelt ist.

Drei solche Schilder stehen nun an der Grundstücksgrenze. Wer sie ignoriert, wird erschossen. Nein, Scherz :m-wink:. Sehr hübsch sind sie ja nicht, aber sie werden (hoffentlich) irgendwelche herumballernden Freizeitjäger davon abhalten, uns und dem Geflügel des Nachbarn zu nahe zu kommen.

Und zum Abschluss noch ein Foto von dem heutigen wunderschönen Morgenhimmel.

Tote Enten

Heute morgen, als wir in der Küche saßen, hörten wir draußen im Garten laute, aufgebrachte Stimmen. Wir schauten nach, was los war, und sahen, dass sich unser Nachbar mit einem Typen stritt, der auf unserem Grundstück war. Ein Hund war offensichtlich auch im Spiel, der verdünnisierte sich gerade, und der Typ ging hinterher. Wie Leo anschließend von unserem Nachbarn erfuhr, war der Typ ein Jäger, der mit seinem Hund in dem Weinfeld hinter unserem Grundstück auf der Pirsch war, und der Köter war ihm wohl abgehauen und hatte zwei der Enten unseres Nachbarn, die gerade bei uns auf der Wiese spazierengingen, gekillt. Verständlicherweise war unser Nachbar mehr als ungehalten, da der Jäger wohl auch keinerlei Bedauern zeigte, geschweige denn wenigstens einen Kostenersatz leisten wollte. Jean-François rief die Gendarmerie an, woraufhin auch kurz danach zwei Gendarmen erschienen und den Jäger anschließend ausfindig machten. (Er erschien dann heute nachmittag beim Nachbarn und hat wenigstens die Enten bezahlt.) Die Gendarme sagten außerdem noch, dass im Prinzip jeder einfach bei uns auf dem Gelände rumlaufen darf, solange wir keinen Zaun um unser Grundstück ziehen oder wenigstens Schilder aufstellen, die das Grundstück als Privatbesitz ausweisen. Wir werden also sehr bald unsere Grundstücksgrenze mit solchen Schildern pflastern.
Manchmal scheint es, als ob unser Nachbar den Ärger anzieht, denn vor kurzem hat er sich schon einmal mit einem Jäger böse gestritten, und zwar zu Recht, denn dieser Idiot hatte in Richtung des Hauses unseres Nachbarn gezielt, und die Schrotkörner hagelten gegen seine Fensterscheiben. Gar nicht auszudenken, wenn da jemand vor dem Haus gewesen wäre … Wenn ich die Ballerei höre, befürchte ich immer, dass einer dieser Deppen einen unserer Kater erwischt. Aber im Haus einsperren können wir die Viecher ja auch nicht. Es gibt jedes Jahr einige Jagdunfälle, da knallen sich dann die Jäger gegenseitig ab – nicht vorsätzlich, aber wohl auch aufgrund der Tatsache, dass einige von ihnen die achtzig überschritten haben und vermutlich nicht mehr so richtig gut sehen können …
Die Jägerei hier ist ja sowieso sehr gewöhnungsbedürftig. Die französische Revolution hat das Jagdprivileg des Adels abgeschafft, seitdem kann jeder für sehr wenig Geld einen Jagdschein erwerben und während der Jagdsaison von September bis Februar lustig in der Gegend rumballern. Während dieser Zeit sollte man es tunlichst vermeiden, z.B. im Wald spazieren zu gehen.

Aber zurück zu den Enten. Da sie nunmal tot waren, meinte Jean-François, dass man sie nun wenigstens noch einem sinnvollen Zweck zuführen könnte, nämlich sie zu essen. Und zwar seine Familie eine, und wir die andere. Da der Nachbar noch nie eines seiner Geflügel getötet und/oder gerupft hatte, sollte Leo das machen, also praktisch aus Dank dafür, dass wir eine Ente abbekommen haben. Deshalb hat Leo heute zum ersten Mal in seinem Leben ein totes Tier, bzw. zwei, gerupft und konnte somit schonmal für die Zukunft üben, wenn wir selbst Geflügel haben werden. Ich habe mir das nur kurz angeschaut und beschlossen, dass er das auch weiterhin machen wird, und ich ganz bestimmt nicht. Natürlich ist das etwas blöd – wenn man auf dem Land wohnt und Nutztiere hat, werden die halt auch irgendwann mal geschlachtet und gegessen. Vielleicht ändert sich mein Gefühl dazu ja auch irgendwann mal, aber diese tote Ente heute zu sehen, war nicht schön, und ich hätte sie nicht rupfen können. Zu meiner Entschuldigung habe ich nur zu sagen, dass ich solche Tiere sonst immer nur niedlich irgendwo rumlaufen sehe, und die essbare Variante der Tiere im Supermarkt immer schon küchenfertig ohne Fell oder Federn ist und auch meist mangels Kopf und Füßen nicht mehr sehr an ein lebendes Tier erinnert.

Und so ist es ja kein Wunder, wenn wir mit unserem Schlafzimmer nicht weiterkommen. Jeden Tag kommt irgendwas dazwischen – mal schauen, was morgen ist. Jedenfalls ist die Dampfbremsfolie über der Dämmwolle jetzt fertig befestigt (bis auf eine Ecke), die Fensterlaibung ist ein zweites Mal mit Fassadenfarbe gestrichen, und außerdem haben wir, nachdem Leo mit der Enten-Aktion fertig war, noch einiges im Garten geschafft, was bei dem frühlingshaften Wetter heute mit fast 20 Grad sehr angenehm war.