Wer hier regelmäßig liest, weiß, dass unsere Nachbarn 2017 weggezogen sind und ihr Haus verkauft haben, und zwar an meine Schwester. Sie hat recht viel Zeit hier verbracht. Während der Zeit, in der sie nicht hier war, wurde das Haus über airbnb vermietet, an Feriengäste und manchmal auch an Leute, die hier saisonweise gearbeitet haben. Wir haben uns um die Vermietungen gekümmert, und darum, das Haus mitsamt Garten in Schuss zu halten. 2020 wurde meine Schwester sehr krank. Zum Jahreswechsel 2020/21 war sie mit ihrem Sohn zum letzten Mal hier. Im Januar 2021 ist sie gestorben.
Nachdem zum letzten Mal im Oktober 2021 Gäste nebenan gewesen waren, sollte das Haus verkauft werden. Da mein Neffe in Deutschland lebt und kein Französisch spricht, haben wir uns darum gekümmert. Es war klar, dass es nicht schwierig sein würde, das Haus zu verkaufen, denn viele Leute suchen hier in der Gegend Häuser zur Miete oder zum Kauf. Trotzdem haben wir das Haus einer Immobilienagentur zum Verkauf übergeben, denn es gibt dabei so viele Sachen zu klären und zu regeln, die wir nicht auch noch übernehmen wollten. Wir haben die gleiche Immobilienagentur beauftragt, über die wir unser Haus 2009 gekauft haben, das ist eine kleine Agentur, in der zwei Maklerinnen arbeiten. Die, die uns betreut hat, hat alles wunderbar über die Bühne gebracht. Sie hatte zwar nicht viel Arbeit damit, irgendwelche InteressentInnen durch das Haus zu führen, denn die Allererste, die sich das Haus angesehen hat, wollte es gleich kaufen, aber all das, was drumherum zu erledigen war, hätte ich nicht selbst machen wollen. Es war auch so noch genug für uns zu tun übrig – diverse Verträge waren zu kündigen; Leute mussten beauftragt werden zur Durchführung von Reparaturen im Haus und Arbeiten im Garten, die dann terminlich organisiert werden mussten; ständig fanden irgendwelche Schriftwechsel mit der Notarin oder der Maklerin statt, weil noch irgendwas fehlte, oder weil in einem Vertragsentwurf mal wieder ein Name falsch geschrieben war …
Am 6. Januar dieses Jahres fand dann der erste Termin bei der Notarin statt, der « compromis de vente », der Vorvertrag. Ich hatte von meinem Neffen « procuration», also die Vollmacht, alles für ihn zu unterzeichnen. Die Käuferin, eine junge Frau, war mit ihrer Mutter da, welche mich in akzentfreiem Deutsch begrüßte – sie ist Deutschlehrerin und freute sich offensichtlich, deutsch sprechen zu können.
Das letzte Wochenende haben wir damit verbracht, Haus und Garten nochmal hübsch und sauber zu machen, und Leo hat ein letztes Mal gemäht. Der Garten ist so schön jetzt, wo man wieder bis auf die Weinfelder schauen kann:
Gestern, am 22. März, war die endgültige Vertragsunterzeichnung. Ich bin sowohl traurig als auch froh – traurig, weil das Kapitel „Das Haus meiner Schwester nebenan“ nun endgültig beendet ist, und froh, weil die zukünftige Nachbarin sehr nett ist (ich hoffe nur, unsere Hunde fressen ihre fünf Katzen nicht), und weil wir uns nun um nichts mehr kümmern müssen, was mit dem Haus zu tun hat. Und all die schönen Erinnerungen, die mit dem Haus zusammenhängen, die bleiben ja.