Für die heutigen Wahlen zum EU-Parlament braucht man hier eine Carte électorale, wie sie oben auf dem Foto zu sehen ist – wir hatten noch die vom letzten Mal. Mit diesen Karten, unseren Ausweisen (die überhaupt niemand sehen wollte, wie mir im Nachhinein grad auffällt) und den Listen der Partei, die wir wählen wollten (die Listen kamen gestern mit der Post), sind wir heute nachmittag zur Salle culturelle, dem Veranstaltungssaal neben dem Bürgermeisteramt, gegangen, wo hier im Dorf das Wahllokal ist.
Hinter dem Eingang saßen zwei Damen mit zwei Listen, in denen alle Wahlbeteiligten unseres Dorfes aufgeführt sind. Eine Liste war sehr dick, und eine ganz dünn. In der dünnen waren alle Nicht-Französinnen und -Franzosen des Dorfes aufgelistet. Sie bestand aus lediglich vier Namen, nämlich Leos und meinem, sowie den Namen zweier anderer Leute, Portugiesen, wie uns eine der Damen sagte, die die Namen in den Listen abhakten und uns jeweils einen kleinen Umschlag für unsere Wahlscheine aushändigte. Die Wahlscheine sollten wir gut falten, bevor wir sie in die Umschläge stecken, wie uns die Dame ebenfalls sagte. Guter Tipp, darauf wäre ich vermutlich gar nicht von selbst gekommen, und stände jetzt wohl immer noch mit dem großen Wahlschein und dem kleinen Umschlag da. 🙄
Links vom Eingang stand ein ewig langer Tisch mit Stapeln der Wahlprogramme und Wahlscheine aller Parteien, aber wir hatten unsere ja schon dabei und brauchten uns deshalb nicht dort zu bedienen und sind zu den vier Wahlkabinen, die an einer Wand des Saals mit Vorhängen abgetrennt waren, gegangen, um in einer der Kabinen den Wahlschein gut zu falten (!) und in den Umschlag zu stecken.
Dann ging es zum nächsten Tisch, an dem diverse Herren standen und saßen und auf dem die Wahlurne stand, in die wir die Umschläge steckten, und wo eine weitere Liste war, auf der wir (und auch alle anderen) nach Einwurf des Umschlags unterschreiben mussten. Am Ausgang des Raums hing ein Zettel, auf dem die Anzahl der Wahlberechtigten des Dorfes stand (knapp 1500), und wie viele von denen bereits gewählt hatten (ca. 37 Prozent bis 15 Uhr). Leider ist auf dem Foto nicht das Kehrblech zu sehen, mit dem die Ausgangstür arretiert war, damit sie nicht zufiel, das sah sehr denkwürdig aus.
Denkwürdig war auch dieser Anhänger, den man offensichtlich auf der Wiese neben der Salle culturelle nach dem letzten Dorffest Anfang Mai vergessen hat, mitzunehmen:
Ob den wohl niemand vermisst? Steht irgendwo ein halbfertiges Gerüst von einem Autoscooter rum?
Für den Ausgang der Wahlen vermute ich nichts Gutes; die Rechtspopulisten waren hier im Médoc schon immer ziemlich stark.