Was machst du eigentlich den ganzen Tag, das will Frau Brüllen am 5. Tag jedes Monats wissen. Was haben wir heute gemacht, am Tag 7 der Neuauflage des « confinement », der Ausgangssperre:
Wie nicht selten bin ich nachts wach geworden, konnte nicht wieder einschlafen und habe Gedanken hin- und hergeschoben. Als ich dann doch endlich wieder eingeschlafen war, stand Elly vor dem Bett und jammerte, weil draußen irgendwelche Jäger rumgeballert haben. (Was übrigens mit wenigen Ausnahmen verboten ist während des confinement. Aber dass das wohl nicht so wirklich respektiert werden wird, war mir klar.) Seit kurzem haben Elly und ich ein stillschweigendes Abkommen, das beinhaltet, dass sie in lebensbedrohlichen Situationen (Gewitter, Jägergeknalle, etc.) ins Bett darf. (Ansonsten ist für die Hunde Bett- und Sofaverbot, woran sie sich auch ohne Diskussionen halten.) Sie legte sich dann auch ans Fußende, stand aber wieder auf, drehte sich, legte sich wieder hin, stand auf, drehte sich … etc. Nach dem siebenundzwanzigsten Mal war ich es leid und bin aufgestanden. War eh schon fast halb acht.
Ich habe die Katzen gefüttert und die Hühner rausgelassen. Heute durften sie allerdings nicht in den Gemüsegarten, sondern mussten in ihrem Gehege bleiben, da wir in den letzten Tagen so gut wie keine bis gar keine Eier gefunden und vermutet hatten, dass die Hühner die Eier irgendwo im Gemüsegarten im Gebüsch verstecken. Daher blieb die Tür zu:
Nachdem ich ein paar Schritte gegangen war, hörte ich Gekreische und Geflattere, drehte mich um und sah die kleine Ara hinter mir. Offensichtlich war sie über das Tor geflogen. Kein Wunder eigentlich, denn sie wird von den anderen ständig gedisst. Sie durfte dann im Gemüsegarten bleiben und hatte ihn ganz für sich alleine.
Nach dem Hunde-Füttern habe ich Kram am PC abgearbeitet. Und eine Mail geschrieben, an ein Paket-Liefer-Unternehmen. Ich hatte am 23. Oktober Kontaktlinsen bestellt. Normalerweise dauert die Lieferung vier bis fünf Tage. In der Sendungsverfolgung sah ich heute morgen den gleichen Status wie bereits drei mal vorher, „Prise en charge de votre colis sur notre site logistique de BORDEAUX.“ Was passiert da? Wird das Paket jeden Tag einmal ums Gebäude getragen und dann wieder eingescannt und ins Regal gepackt? Täglich grüßt das Murmeltier? Mal sehen, wann ich eine Antwort bekomme. Die automatisierte Bestätigung meiner Mail hat „nur“ fünf Stunden gedauert. Lustigerweise steht oben auf der Seite der Paketverfolgung „Ein Paket verfolgen – nichts einfacher als das“.
Währenddessen war Leo mit den Hunden unterwegs. Mittags haben wir ein wenig gegessen, und ich war anschließend an der Nähmaschine. Es ist ja so ein Luxus, dass ich jetzt unten im „neuen“ Zimmer den großen Tisch dafür habe.
Die französische Anti-Covid-App gibt es in einer neuen Version. Man kann jetzt direkt aus der App heraus einen „Passierschein“ erstellen, und die Daten bleiben sogar auf dem Telefon gespeichert. Das heißt, man muss nicht jedesmal erst die Brille suchen, dann mühselig Namen, Geburtsdatum, Ort, Anschrift, Datum und Uhrzeit eintippen. An Tagen wie diesen kann ich mich sogar über solche Kleinigkeiten freuen.
À propos Covid: Gestern war ich beim Augenarzt (nach langem Überlegen, ob das wirklich jetzt sein muss, Infektionsrisiko etc., aber ich hatte den Termin schonmal verlegt und brauche eine neue Brille), der fragte, ob es in Deutschland die gleichen Restriktionen gäbe wie hier in Frankreich. Ich sagte nein, in D sind die Einschränkungen nicht so stark wie hier, und er beklagte, dass Frankreichs Wirtschaft wohl sehr große Schäden erleiden würde. Hm. Ist es nicht weniger schlimm, wenn die Wirtschaft Schäden erleidet, als wenn die Menschen Schäden erleiden? Als ich Leo das erzählte, meinte er, ich hätte wohl das Prinzip des Kapitalismus nicht verstanden.
Hinterher war ich noch beim Optiker und kurz zum Einkaufen. Die Supermärkte dürfen nur „Lebensnotwendiges“ verkaufen, daher sind die Abteilungen mit Nicht-Lebensnotwendigem abgesperrt:
Heute abend habe ich dann noch mit den Hunden eine Runde gedreht. Das Wetter ist ganz schön, aber recht kalt.
Unser Kakibaum hat in diesem Jahr so viele Früchte wie noch nie vorher:
Gegenüber von unserer Einfahrt liegt seit Tagen ein halb abgerissenes Kabel – Strom? Telefon? Scheint niemanden sonderlich zu interessieren:
Gleich gibt es noch irgendwas mit Lachs, es duftet schon sehr lecker. Und dann gute Nacht. Mal sehen, wie gut.
Ich lese immer wieder gern bei Euch!
Das freut mich Ich bei dir ebenso!