I was lost in France
And the day was just beginning …
Meine Schwiegermutter dreht jeden Morgen mit ihrem Fahrrad die gleiche Runde, ca. 6 Kilometer, ca. eine halbe Stunde lang. Auch Regen schreckt sie nicht ab, höchstens Glatteis. Und das kommt ja nicht so oft vor. Vorgestern morgen kam sie allerdings nicht nach einer halben Stunde wieder, auch nach einer ganzen Stunde war sie noch nicht zurück. Woraufhin Leo mit unserem Besuch die Strecke mit dem Auto abgefahren ist – ohne sie zu finden. Die drei sind in der ganzen Umgebung herumgefahren und haben jeden kleinen Weg abgesucht. Da sie weiter nicht auffindbar blieb, hat Leo die Suche bis nach Pauillac ausgedehnt und ist dort zur Gendarmerie gefahren. Die hatten allerdings schon Mittagspause, da es inzwischen bereits zwölf Uhr war. Und da die Mittagspause in Frankreich heilig ist, war dort niemand anzutreffen. Leo kam nach Hause und wir sind nochmal die Strecke abgefahren, wieder ohne Erfolg. Uns war höchst mulmig zumute.
Über die Gendarmerie-Notrufnummer, über die man mit Bordeaux verbunden wird, hat er dann telefonisch jemanden erreicht, der Leo ein paar Fragen zu seiner Mutter gestellt und gesagt hat, dass die Gendarmerie in Pauillac benachrichtigt wird, damit diese jemanden vorbeischicken.
Unser Besuch hatte sich inzwischen nochmal mit Fahrrädern auf die Suche gemacht.
Als nächstes haben wir dann das Krankenhaus in Lesparre angerufen, aber dort war keine ältere, nicht französisch sprechende Dame eingeliefert worden. Gottseidank.
Inzwischen war es fast zwei Uhr, und wir konnten nichts sinnvolles machen, außer zu warten und zu versuchen, uns irgendwie zu beschäftigen. Ich war gerade in der Küche, als ich ein vertrautes Fahrradklingeln hörte. Und tatsächlich kam da Leos Mutter auf den Hof gefahren! Das erste, was sie völlig entnervt sagte, war «Fragt mich bloß nicht, wo ich überall war!» Große Erleichterung auf allen Seiten. Während wir unseren Besuch und die Gendarmerie angerufen haben, um Entwarnung zu geben, erzählte sie, dass auf ihrer üblichen Strecke eine Straße geteert wurde, was wir auch gesehen hatten. Deshalb konnte sie dort nicht entlangfahren, hat dann die nächste kleine Straße, die sie auch gekannt hätte, verpasst, und hat sich daraufhin auf unfreiwillige Erkundungsfahrt rund um Cissac herum begeben. Wo sie nun genau überall war, haben wir nicht so recht herausgekriegt, es war jedenfalls ein vielfaches der üblichen sechs Kilometer. Vielleicht fahren wir nächste Woche die Strecke nochmal mit ihr gemeinsam. Zwischendurch hat sie wohl auch versucht, sich nach dem Weg zu erkundigen (mit Händen und Füßen) bzw. hat sie es geschafft, jemanden zu überreden, sein Handy herauszurücken, aber da war dann bei uns besetzt – vermutlich war das gerade, als Leo die Gendarmerie angerufen hat.
And I looked round for a telephone
To say baby I won’t be home
Kurz nachdem sie zurückgekommen war, erschienen auch zwei Herren von der Gendarmerie, die zwar schon informiert worden waren, dass sie wieder da ist, sich aber trotzdem die unternehmungslustige ältere Dame mal anschauen wollten. Die beiden waren ganz nett, haben bereitwillig von uns Kaffee und Kekse angenommen und ein wenig mit uns geplaudert.
Und zur Belohnung für den Ausflug gibt es jetzt ein Handy. Eigentlich sollte sie auf ihre Fahrten unseres mitnehmen, aber das ist zu kompliziert für sie in der Bedienung. Das neue hat simple Kurzwahltasten, eine große Tastatur und keinen Schnickschnack, ist schon bestellt und kommt hoffentlich morgen an. Wollen wir nur hoffen, dass bis morgen keine weiteren Straßen auf ihrer Strecke geteert werden.
Oo la la la oo la la la dance
Oo la la la la dancing
(Ein Klick auf das Foto leitet in einem neuen Tab zu YouTube, dort wird der Film dann abgespielt: )