Geburtstag

“ And then one day you find ten years have got behind you … ”

Heute vor zehn Jahren, da lebten wir noch in Frankfurt, und an dem Tag habe ich hier im Blog den ersten Eintrag geschrieben, also feiern wir heute Bloggeburtstag! Zehn Jahre, eine lange Zeit – andererseits ist diese Zeit gefühlt so schnell vorbeigegangen.

Wir haben sehr viel geschafft während dieser Zeit – andererseits ist uns auch klar, dass wir manche Pläne von damals nie mehr realisieren werden. Wir waren anfangs so energiegeladen, physisch und psychisch, aber wir sind nun halt auch zehn Jahre älter. Und selbst vor zehn Jahren waren wir nicht mehr die Jüngsten :smile:

Im Rückblick würden wir einiges sicherlich nicht mehr so machen, wie wir es getan haben – andererseits ist es auch nicht so, dass wir irgendeine Entscheidung zutiefst bedauern.

Manchmal werden wir gefragt, ob wir hier nichts vermissen. Tun wir nicht, warum sollten wir, wir leben hier ja nicht im Urwald. Najagut, ich vermisse vielleicht manchmal gescheites Lakritz, denn so etwas gibt es hier nicht :m-roll: Aber selbst das ließe sich ja zur Not importieren. Nein, wir vermissen nichts, wir leben gerne hier auf dem platten Land und es geht uns recht gut.

Also: Happy Birthday, Blog! Und danke an alle, die hier mitlesen!

WmdedgT – November 2020

Was machst du eigentlich den ganzen Tag, das will Frau Brüllen am 5. Tag jedes Monats wissen. Was haben wir heute gemacht, am Tag 7 der Neuauflage des « confinement », der Ausgangssperre:

Wie nicht selten bin ich nachts wach geworden, konnte nicht wieder einschlafen und habe Gedanken hin- und hergeschoben. Als ich dann doch endlich wieder eingeschlafen war, stand Elly vor dem Bett und jammerte, weil draußen irgendwelche Jäger rumgeballert haben. (Was übrigens mit wenigen Ausnahmen verboten ist während des confinement. Aber dass das wohl nicht so wirklich respektiert werden wird, war mir klar.) Seit kurzem haben Elly und ich ein stillschweigendes Abkommen, das beinhaltet, dass sie in lebensbedrohlichen Situationen (Gewitter, Jägergeknalle, etc.) ins Bett darf. (Ansonsten ist für die Hunde Bett- und Sofaverbot, woran sie sich auch ohne Diskussionen halten.) Sie legte sich dann auch ans Fußende, stand aber wieder auf, drehte sich, legte sich wieder hin, stand auf, drehte sich … etc. Nach dem siebenundzwanzigsten Mal war ich es leid und bin aufgestanden. War eh schon fast halb acht.

Ich habe die Katzen gefüttert und die Hühner rausgelassen. Heute durften sie allerdings nicht in den Gemüsegarten, sondern mussten in ihrem Gehege bleiben, da wir in den letzten Tagen so gut wie keine bis gar keine Eier gefunden und vermutet hatten, dass die Hühner die Eier irgendwo im Gemüsegarten im Gebüsch verstecken. Daher blieb die Tür zu:

Eh! Aufmachen!

Nachdem ich ein paar Schritte gegangen war, hörte ich Gekreische und Geflattere, drehte mich um und sah die kleine Ara hinter mir. Offensichtlich war sie über das Tor geflogen. Kein Wunder eigentlich, denn sie wird von den anderen ständig gedisst. Sie durfte dann im Gemüsegarten bleiben und hatte ihn ganz für sich alleine.

Nach dem Hunde-Füttern habe ich Kram am PC abgearbeitet. Und eine Mail geschrieben, an ein Paket-Liefer-Unternehmen. Ich hatte am 23. Oktober Kontaktlinsen bestellt. Normalerweise dauert die Lieferung vier bis fünf Tage. In der Sendungsverfolgung sah ich heute morgen den gleichen Status wie bereits drei mal vorher, „Prise en charge de votre colis sur notre site logistique de BORDEAUX.“ Was passiert da? Wird das Paket jeden Tag einmal ums Gebäude getragen und dann wieder eingescannt und ins Regal gepackt? Täglich grüßt das Murmeltier? Mal sehen, wann ich eine Antwort bekomme. Die automatisierte Bestätigung meiner Mail hat „nur“ fünf Stunden gedauert. Lustigerweise steht oben auf der Seite der Paketverfolgung „Ein Paket verfolgen – nichts einfacher als das“.

Nichts leichter als das.

Währenddessen war Leo mit den Hunden unterwegs. Mittags haben wir ein wenig gegessen, und ich war anschließend an der Nähmaschine. Es ist ja so ein Luxus, dass ich jetzt unten im „neuen“ Zimmer den großen Tisch dafür habe.

Luxus-Nähtisch

Die französische Anti-Covid-App gibt es in einer neuen Version. Man kann jetzt direkt aus der App heraus einen „Passierschein“ erstellen, und die Daten bleiben sogar auf dem Telefon gespeichert. Das heißt, man muss nicht jedesmal erst die Brille suchen, dann mühselig Namen, Geburtsdatum, Ort, Anschrift, Datum und Uhrzeit eintippen. An Tagen wie diesen kann ich mich sogar über solche Kleinigkeiten freuen.

À propos Covid: Gestern war ich beim Augenarzt (nach langem Überlegen, ob das wirklich jetzt sein muss, Infektionsrisiko etc., aber ich hatte den Termin schonmal verlegt und brauche eine neue Brille), der fragte, ob es in Deutschland die gleichen Restriktionen gäbe wie hier in Frankreich. Ich sagte nein, in D sind die Einschränkungen nicht so stark wie hier, und er beklagte, dass Frankreichs Wirtschaft wohl sehr große Schäden erleiden würde. Hm. Ist es nicht weniger schlimm, wenn die Wirtschaft Schäden erleidet, als wenn die Menschen Schäden erleiden? Als ich Leo das erzählte, meinte er, ich hätte wohl das Prinzip des Kapitalismus nicht verstanden.

Hinterher war ich noch beim Optiker und kurz zum Einkaufen. Die Supermärkte dürfen nur „Lebensnotwendiges“ verkaufen, daher sind die Abteilungen mit Nicht-Lebensnotwendigem abgesperrt:

Heute abend habe ich dann noch mit den Hunden eine Runde gedreht. Das Wetter ist ganz schön, aber recht kalt.

Unser Kakibaum hat in diesem Jahr so viele Früchte wie noch nie vorher:

Gegenüber von unserer Einfahrt liegt seit Tagen ein halb abgerissenes Kabel – Strom? Telefon? Scheint niemanden sonderlich zu interessieren:

Gleich gibt es noch irgendwas mit Lachs, es duftet schon sehr lecker. Und dann gute Nacht. Mal sehen, wie gut.

Reconfinement

Vorgestern abend hat der französische Präsident mitgeteilt, dass es ab heute erneut ein « confinement », eine Ausgangssperre geben wird, bis mindestens zum 1. Dezember. Bei den horrenden Zahlen infizierter Menschen hier in Frankreich war das ja vorherzusehen. Es läuft ein wenig anders ab als im Frühjahr, so bleiben zum Beispiel alle Schulen und Kinderkrippen geöffnet (die Kinder müssen ab dem Alter von sechs Jahren eine Maske tragen), und Besuche bei Bewohnern von Altenheimen sind gestattet. Aber Cafés und Restaurants, sowie Geschäfte, die keine lebensnotwendigen Dinge verkaufen, dürfen nicht öffnen. Es gibt wieder den guten alten Passierschein, die « attestation de déplacement dérogatoire », auf dem eingetragen werden muss, warum man unterwegs ist. Erlaubt sind nur notwendige Fahrten/Gänge z.B. zum Einkaufen oder zum Arzt, sowie Spaziergänge bis zu einer Stunde pro Tag. Ich hoffe, dass durch diese Maßnahmen die Zahlen wieder runtergehen. Die Einschränkungen sind für uns ja nicht sehr dramatisch. Das einzige, was schon ein wenig nervig ist, ist die Beschränkung, dass man sich während der Stunde Freigang nicht weiter als einen Kilometer vom Haus entfernen darf – denn jeden Tag mit den Kötern die gleiche Strecke zu gehen, ist auf die Dauer schon recht öde. Aber auch das werden wir überstehen, es gibt schlimmere Probleme.

Eigentlich wollten wir dann gestern nachmittag die letzte Gelegenheit (für die nächsten vier Wochen oder länger) nutzen, um einen Spaziergang am Meer zu machen. Ein Blick auf den Ebbe-Flut-Zeitplan zeigte aber, dass genau zu der Zeit die höchste Flut ist, und weil im Herbst die Strände dann oft kaum zugänglich sind, haben wir unsere Pläne geändert und waren am Lac d’Hourtin. War auch nett. Die Fotos von unseren Spaziergängen dort sind irgendwie immer gleich, aber ich finde sie auch immer wieder schön:

Im Wald gabs lecker Pilze:

Drei Tage Lärm

Mittwoch, Donnerstag und Freitag ging es hoch her in unserem Garten. Der vor zwei Wochen umgefallene Baum sollte beseitigt werden. Wir haben dann gleich einen Rundumschlag machen lassen: die Weiden und Birken und die Catalpa wurden radikal beschnitten, die Hecken gestutzt, und eine Zeder wurde komplett gefällt. Das tat mir in der Seele weh. Aber die Bäume standen zu eng beieinander und behinderten sich gegenseitig. Wenn außerdem beim nächsten Sturm diese Zeder umgeknickt wäre, wäre sie auf unserem Haus gelandet.

Als Teile des umgefallenen Baums weggeräumt waren, tauchte auch unsere Gartenhütte wieder auf. Sie steht noch, hat aber einen Dachschaden:

Auch der Zaun hat einiges abbekommen:

Einen Teil des Holzes haben wir häckseln lassen, das Gehäckselte liegt jetzt auf zwei großen Haufen und wartet auf seine Weiterverwertung.

Die drei Leute, die die Arbeiten gemacht haben, sind nicht ganz fertig geworden, Montag muss noch eine Hecke gestutzt werden. Der neue Anblick des Teils des Gartens, wo die Bäume standen, ist sehr, sehr gewöhnungsbedürftig – ich finde, es sieht ziemlich fürchterlich aus. Seufz. Aber sowohl Birken als auch Weiden sollen ja gut nachwachsen.

Ein großer Vorteil an der ganzen Sache ist allerdings, dass es jetzt in allen Räumen sehr hell geworden ist, denn die Bäume haben vorher sehr viel Licht genommen.

Und sonst so? Dieser Kerl hier hatte Donnerstag Geburtstag und ist jetzt sieben Jahre alt:

Mehr als 42.000 (ZWEIUNDVIERZIGTAUSEND) Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden hier in Frankreich. Es ist so ein Wahnsinn. Seit letztem Samstag gibt es in acht großen Städten ein « couvre-feu », ein nächtliches Ausgehverbot von 21 bis 6 Uhr. Das wurde jetzt ausgedehnt auf 54 komplette Départements, d.h. es sind mehr als 46 Millionen Menschen davon betroffen. Heute fiel sogar wieder der Begriff « confinement ». Und dann lese ich auf Facebook das Gequake von irgendwelchen Idioten, die die Pandemie leugnen und sich über diejenigen lustig machen, die das nicht tun, Idioten, die Sachen schreiben wie „Immer mehr Leute in meinem Bekanntenkreis kann ich bald nicht mehr ernst nehmen“ – das ist so ungefähr wie der Geisterfahrer auf der Autobahn, der sich über all die Leute beschwert, die in die falsche Richtung fahren, wie Leo so treffend bemerkte. Glücklicherweise bedarf es bei Facebook nur eines Klicks, um die Internetbekanntschaft zu entfernen, und ich muss solche Sachen nicht mehr lesen. Früher hätte ich ja vielleicht noch eine Diskussion darüber versucht, aber mir fehlt zu so etwas momentan jegliche Energie und Lust.

Für Spaziergänge im goldenen Herbstlicht habe ich zum Glück noch genug Energie und Lust.

Ich habe ja noch gar kein Foto von dem renovierten Raum unten gezeigt. Wenn Besuch kommt, wird das Sofa, das hier kaum zu sehen ist, ausgeklappt (und Nähmaschine und Hund weggeräumt). Aber im Moment kann ja eh keiner kommen.

Hat jemand gestern abend die Tagesthemen gesehen? Das war doch wohl geil, oder?

"Die Ärzte": Tagesthemen-Intro

Das Video wird von YouTube eingebettet und erst beim Klick auf den Play-Button von dort geladen und abgespielt.

Und zum Schluss noch der Beweis dafür, dass es Lebensweisheiten gibt, die einfach immer wieder stimmen. Eine dieser Lebensweisheiten ist « Shit happens ».

Krachen am Morgen

Erst erscheint hier wochenlang nichts, dann an zwei Tagen nacheinander. So was.

Heute morgen, ich war noch nicht wirklich wach, saß aber schon am Schreibtisch, da war plötzlich von draußen ein lautes Geräusch zu hören, wie ein krachendes Feuerwerk. Und ich sah, wie eine der großen Weiden im Garten langsam abknickte.

Alleine können wir das nicht beseitigen, da werden wir jemanden beauftragen müssen.

In der Post war dann heute der Adapter, um die ausgebaute Festplatte vom alten PC an den neuen anzuschließen. Das funktionierte wunderbar simpel, so dass ich jetzt alle alten Daten wiederhabe.

Beim Hundespaziergang am Abend war es trüb-grau, mit Nieselregen.

Zum Abendessen dann Pfannenpizza. Beste Pizza ever.